Beratungstelle für Opfer
sexueller Missbrauchserfahrungen

Sexueller Missbrauch
und Gewalt

Gewalt

Sexuelle und körperliche Gewalt gegen Frauen und Kinder finden in den meisten Fällen im sozialen Nahraum statt. Das bedeutet, Täter und Opfer kennen sich und es besteht oft über einen längeren Zeitraum eine Beziehung. Formen sexueller und körperlicher Gewalt können in engen sozialen Beziehungen voneinander getrennt auftreten.

Durch unsere Beratungsarbeit wissen wir jedoch aus Erfahrung, dass beide Formen der Gewalt oft miteinander in Verbindung stehen und von den Tätern gleichzeitig ausgeübt werden können. Im Unterschied zu sexuellem Missbrauch ist körperliche Gewalt für Betroffene und deren Bezugspersonen eindeutiger definier- und erkennbar.

Insbesondere bei Gewalt in der Familie ist das Potenzial an Verantwortungs, – Scham- und Schuldgefühlen bei den betroffenen Frauen und Kindern sehr ausgeprägt.

Dadurch ist es für sie sehr schwierig, den oftmals über Jahre andauernden Gewaltkreislauf zu durchbrechen und Hilfe von Außen anzunehmen.

Da sexueller Missbrauch für viele Betroffene und deren Bezugspersonen schwer einzuordnen ist, ist es uns wichtig im Folgenden näher auf dieses Thema einzugehen.

Was ist sexuelle Gewalt?

Man spricht von sexueller Gewalt, wenn ein Erwachsener oder ein älterer Jugendlicher ein Mädchen oder einen Jungen zur Befriedigung der eigenen sexuellen Bedürfnisse benutzt. Die Person, die ein Kind missbraucht, nutzt seine Machtposition und die Abhängigkeit des Kindes aus und ignoriert dessen Grenzen. Manchmal wenden Täter gleichzeitig sexuelle und körperliche Gewalt an.

Wann fängt sexuelle Gewalt an?

Sexueller Missbrauch ist immer eine Grenzverletzung. Sexuelle Gewalt an Kindern kann bei heimlichen, vorsichtigen Berührungen, verletzenden Redensarten und Blicken beginnen und in manchen Fällen bis zur Vergewaltigung führen. Auch die Herstellung und die Präsentation pornografischen Materials sowie der Exhibitionismus sind Formen sexueller Gewalt.

Sexuelle Gewalt ist eine durch den Täter geplante, gut vorbereitete und bewusste Tat und kein Versehen oder Ausrutscher. Sexuelle Gewalt passiert selten einmalig, sie ist fast immer eine Wiederholungstat.

Täter

Zwischen dem Täter und dem Opfer besteht fast immer eine Beziehung, die für das Kind durch Vertrauen, Angewiesensein oder Zuneigung gekennzeichnet ist. Diese Beziehung bietet dann in der Regel die Grundlage für die sexuellen Übergriffe. Nur in wenigen Fällen ist der Täter ein vollkommen Fremder. Je enger das Verwandtschafts- bzw. Bekanntschaftsverhältnis,

desto schwieriger ist es für die Betroffenen diese Situation zu beenden. Überwiegend sind die Täter Männer, manchmal üben aber auch Frauen sexuelle Gewalt gegenüber Kindern und Jugendlichen aus.

Täter kommen aus jeder sozialen Schicht, unabhängig von kulturellem Hintergrund oder Bildungsstand.

Folgen

Sexuelle Gewalt kann für die Opfer schwerwiegende Folgen für den Körper und die Seele haben. Die betroffenen Frauen, Jugendlichen und Kinder übernehmen die Verantwortung für den sexuellen Missbrauch. Dadurch entstehen oft über viele Jahre Schuld- und Schamgefühle sowie Zweifel an der eigenen Wahrnehmung.

Durch das vorherrschende Redetabu ist es vielen Frauen erst im Erwachsenenalter möglich, über sexuelle Übergriffe in der Kindheit zu sprechen.

Unterdrückte Schuld- und Schamgefühle können sich u. a. äußern in:

  • Angstgefühlen und Depressionen
  • geringes Selbstwertgefühl
  • sozialer Rückzug
  • Wiedererleben traumatischer Ereignisse
  • Suchterkrankungen (z. B. Essstörungen und Medikamentenmissbrauch)
  • Autoaggressionen (z. B. körperliche Selbstverletzungen)